DURCH DIE AUGEN EINES REISENDEN – AUSTRALIEN 2/2

Die Cocooran Fields – Australien

Wir setzen unsere unsere Reise fort und fahren in das 2. Minengebiet. Die Cocooran Fields. Angekommen, entdecken wir viele Minenschächte, welche nur unzureichend gesichert sind. Nur vorsichtig können wir unseren Blick von dem Boden lösen. Die Schächte sind oftmals das Resultat von Probeborungen und ca. 15m tief.
Hier treffen wir unseren Freund. Er ist eine Ikone unter den Minern. Menschlich, aber auch wegen seinen außergewöhnlichen Funden. Er ist ein Abenteurer mit einem Hang zum Risiko. So zeigt er uns sogleich wie er einen Schacht ohne Sicherung und Leiter hinunterklettert, und wieder hinauf.

Auch hier gehen wir unter Tage. Mit einem hydraulischen Baggerarm wird die Gesteinswand abgetragen. Dabei ist die Wand stets gut ausgeleuchtet, damit wir einen schönen Opal an seinem farbigen Leuchten direkt erkennen und sanft aus der Wand nehmen können. Anschließend werden die Kreidebrocken mit einem riesigen Staubsauger an die Oberfläche gesaugt.  Kreidebrocken, so groß wie Schuhe, werden einfach nach oben gesaugt und fallen in den bereitstehenden LKW.

Das streben nach freiheit

Bevor das geborgene Gestein jedoch weiter zum Waschplatz transportiert wird, gehen wir noch zu seinem Camp. Er zeigt uns zwei seiner gesammelten Steine. Ein roher, schwarzer Kristallopal, mit einer fantastischen Farbe. Sowie einen Kristallopal auf Sandstein, welcher als Mineral einzigartig ausgebildet ist und in allen Regenbogenfarben leuchtet.

In einer entspannten Runde fragen wir hin, was ihn nach all den Jahrzehnten auf der Jagd nach dem Opal antreibt. “Mit 21 half ich einem Freund in seiner Mine aus. Dort verliebte ich mich in den Opal. Also habe ich mir meinen eigenen Claim gekauft und fing selber an zu suchen. Stets in dem Glauben, nur eine Woche, eine Schaufel, vom großen Fund entfernt zu sein. Heute bin ich 72 Jahre alt. Ich habe viele schöne Steine gefunden und fantastische Abenteuer erlebt. Den so genannten “Riesen Fund” habe ich aber noch nicht gelandet. Aber mein Glaube, nur eine Woche davon entfernt zu sein, ist genauso groß wie damals.”

Dieses Sentiment ist symbolisch für alle Miner, die wir auf unserer Reise getroffen haben. Es ist Mut, Wagemut und Zusammenhalt, was diese Menschen auszeichnet. Das Leben in einer oft lebensfeindlichen Landschaft, in der Wasser ein kostbares Gut ist und die Hitze des Sommers die Generatoren und Maschinen zum Stillstand zwingt. Doch die Leidenschaft, die Opal in seiner Schönheit in ihren Herzen entfacht, lässt sie über alles hinwegsehen. Es ist das Gefühl, einer schier grenzenlosen Freiheit, die jeder Miner in sich trägt. Es ist eine Lebenseinstellung.

wie edelsteine menschen verbinden

Am nächsten Tag setzen wir unseren Weg zum Waschplatz fort. In einem umgebauten Betonmischer wird das opalhaltige Gestein aus der Mine, zusammen mit Wasser, immer in Bewegung gehalten. Dem härteren Opal passiert dabei nichts. Eine Woche dauert es, ehe wir den Opal auf dem Sortiertisch zwischen den Kieseln heraussortieren können. Ein geübtes Auge ist dabei sehr wichtig, denn die Opalrohstücke lassen die bunten Farben des Opals nur an den Bruchstellen erahnen. Wasser hilft uns dabei, die Farbeffekte hervorzuheben und erleichtert die Suche entsprechend.

Ein neuer Tag ist angebrochen und die Zeit ist gekommen, ein paar der Rohsteine, die wir auf unserer Reise bereits gefunden haben, vorzuschleifen. Die opalisierenden Schichten verlaufen in dünnen Lagen. Diese gilt es behutsam, mit viel Gefühl, freizulegen, um das Feuer des Opals zu entfachen. So gehört auch zu dem Schleifen eine gehörige Portion Instinkt und Wissen, um abschätzen zu können, was sich hinter den Sand- und Kreideschichten eines Rohopals verbirgt.

Das Ergebnis ist ein Kunstwerk. So wie es nur ein einziges Mal auf der Welt zu sehen ist. Es schafft Werte und verbindet Menschen. Es ist die Freude des Miners, als er den Opal gefunden hat, unsere Freude, als wir seine Schönheit durch das Schleifen zum Leben erwecken. Es bilden sich Freundschaften. Es ist die Prägung durch die Fauna und Flora Australiens mit seinen inspirierenden Landschaften. Und die Kreativität die den Edelstein in ein tragbares Kunstwerk verwandelt. Es ist der Stolz sowie die Freude seines Betrachters. Es ist ein Stück Geschichte, die wir alle gemeinsam schreiben.

Durch die Augen eines Reisenden – Australien 1/2

[Ein Miner kletter ohne Sicherung in einen Schacht – Bild von KREIS]

[Mechanisches Hilfsgerät in einer Opalmine – Bild von KREIS]

[Stefan Kreis vor dem LKW – Bild von KREIS]

[Mineral Kristallopal auf Sandstein – Bild von KREIS]