GESCHICHTEN AUS DER FERNE – TEIL 7 RONDONIA BRASILIEN 2/3

 Rondonia

Während der Überfahrt herrschte auf dem Floß eine kleine Brise. Die erfrischende Kühle der Luft war ein Genuss und man ließ sie sich bereitwillig ins Gesicht wehen. “Einmal abgelegt, war auf dem Floß eine bemerkenswerte Ruhe eingekehrt. Die meisten meiner Mitfahrer genossen die letzte Kühle des angebrochenen Tages. Manch anderer lauschte dem morgentlichen Gesang der Vögel. Auch ich genoss die frische Brise,” erinnert sich Stefan Kreis. Wohl wissend dass es ein anstrengender Tag werden würde.

Neue Ufer

Am anderen Ufer angelangt, war durch den dichten Pflanzenbewuchs von der Brise  kaum noch etwas wahrzunehmen. Und mit der Wärme der ersten Sonnenstrahlen verflog die erfrischende Kühle der Nacht in Windeseile. Das feuchtwarme Klima begann rasch die Oberhand zu übernehmen. Und das war nur ein kleiner Vorgeschmack auf die Klimabedingungen, die einen im Verlauf des Tages noch erwarteten.

Die Wege waren nicht befestigt und durch den Regen der vorherigen Tage war die Straße zu einem schlammigen Pfad geworden. “Dort konnte man nicht mit dem Geländewagen durchfahren. Der Schlamm war zu tief. Das Auto wäre zwangsläufig stecken geblieben und ich weiß nicht ob wir es dort nochmal herausbekommen hätten,” sagt Stefan. Die Witterungsverhältnisse schufen Umstände, die dafür sorgten, dass die Menschen aufeinander angewiesen waren. Es erschuf einen Gemeinschaftsgedanken. “Jeder packte mit an, um die Autos zu verladen. Wir begannen damit Holzbohlen auf den Weg zu legen. Die Autos sollten die Bohlen nutzen um auf diese Weise sicher durch den Schlamm kommen,” berichtet Stefan. Ein Umstand der auf den Bildern zu erblicken ist.

Er führt fort, “Ich fuhr vorsichtig über die Bohlen. Einer der Einheimischen gab mir Handzeichen und Richtungssignale, während die anderen die Bohlen immer wieder dem Streckenverlauf anpassten. Es klappte ganz gut und schnell hatten wir festen Boden erreicht. Es war eine eingespielte Mannschaft. Das hatten diese Menschen nicht zum ersten Mal gemacht.”

 

Ein balanceakt

Je näher ich mich den Minengebieten in Rondonia näherte, desto weiter bewegte ich mich abseits der modernen Zivilisation. Die Menschen waren zunehmend auf ihre Mitmenschen angewiesen. Ein Umstand, der es erfordert aufeinander Acht zu geben und bei Hindernissen zu improvisieren.

Ein Umstand der sich im Dschungel zeigte. Eine Brückenkonstruktion aus einfachen Baumstämmen war eine naheliegende, wie praktische Lösung zur Überquerung einer Problemstelle. Da allerdings keine modernen Maschinen zum Bau dieser Brücke zur Verfügung standen, konnten die einmal positionierten Baumstämme nicht mehr in ihrer Ausrichtung korrigiert werden, wenn diese einmal über das Bachbett gelegt waren. So entstand eine lange und gefährliche Lücke in der Mitte der Brücke. Zusätzlich waren durch den Regen der vorherigen Tage und das feuchtwarme Klima die Baumstämme sehr glitschig. Langsam und unter Obacht wurde die Brücke überquert. Der Geländewagen durfte nicht in die Lücke fallen, oder noch schlimmer, von der Brücke abrutschen.

“Die Hilfe, die man bekommt, kann man nicht im Voraus planen,” beginnt Stefan Kreis. “Diese gilt es in Gesprächen mit den Leuten, die man zufällig trifft, zu improvisieren. Man lernt mit dem, was vorhanden ist, Lösungen zu schaffen. So verbringt man auch mal mehrere Tage in einem Dorf, um diese Möglichkeiten zu erkunden. Aber vor allem auch, um die Menschen kennenzulernen.”

 

Geschichten aus der Ferne – Teil 6 Rondonia Brasilien

Geschichten aus der Ferne – Teil 4 Blue Mountains

Geschichten aus der Ferne – Teil 5 Der Bedarra Opal

Durch die Augen eines Reisenden – Australien 1/2

Durch die Augen eines Reisenden – Australien 2/2

 

[Be- und entladen des Floß – Bild von KREIS]

[Stefan Kreis mit einem lokalen Bewohner – Bild von KREIS]

[Überqueren einer Brücke aus Baumstämmen – Bild von KREIS]